Kompaktbox für Audiophile mit Ausbaumöglichkeit
Beitrag von Marco
Vorgeschichte
Seit Längerem hatte ich mir überlegt, Ersatz für meine etwas betagten Altec Lansing ADA 885 (BJ 2001!) anzuschaffen. Immerhin waren diese PC Lautsprecher THX zertifiziert und ich suchte Lautsprecher, die man einerseits für den Stereo-Genuss nutzen als auch zu einem Heimkino-System ausbauen konnte.
Vor einiger Zeit machte mich ein guter Freund darauf aufmerksam, dass es auch Lautsprecher-Bausätze gibt, die meine beiden Anforderungen erfüllen. Ein Vorteil neben dem einzigartigen Preis-Leistungs-Verhältnis bei einem Bausatz ist, dass man durch gewisse Freiheiten in der optischen Gestaltung die Lautsprecher auch zu einem ganz persönlichen Unikat machen kann.
Wir wollten uns zunächst die SB18 und SB36 anhören und haben einen Hörtermin bei Intertechnik vereinbart. Dort hat uns Marcus neben den SB Modellen auch die BeatClub vorgestellt und wir haben uns sofort in den klaren und ausdruckstarken Klang verliebt. Ganz besonders hat es mir der Solist angetan, der trotz seiner geringeren Größe seinem großen Bruder (BeatClub Base) in fast nichts nachsteht. An dieser Stelle möchte ich mich auch ganz herzlich bei Marcus bedanken der sich die nötige Zeit genommen hat, damit wir uns mit unserer Test-CD eine Meinung bilden konnten.
Lautsprecherbau
Eines vorweg: Beim Lesen kann der Eindruck entstehen, dass es schwierig ist ein solches Projekt umzusetzen. Das liegt zum einen daran, dass dieses Projekt mein erstes Lautsprecher-Projekt ist und ich im Bereich der Holzverarbeitung recht unerfahren bin. Zum anderen bin ich der Auffassung, dass ein Baubericht besonders dann wertvoll ist, wenn es auch die Probleme und Misserfolge beschreibt. Vielmehr möchte interessierte Audio-Enthusiasten ermutigen, selbst ein Projekt zu starten, da ich davon überzeugt bin, dass man mit einem tollen Klangerlebnis belohnt wird und viel dabei lernen kann.
Apropos Probleme: Nach dem Zuschnitt der MDF-Platten gab es bereits den ersten Dämpfer: Wir hatten uns Platten mit einer Dicke von 19mm ausgesucht. Aber während des Zuschnitts wurden auch offensichtlich einige 16mm Platten benutzt, sodass wir erst zu Hause gemerkt haben, dass einige Platten zu dünn sind. Leider betraf das nicht nur Innen- sondern auch Seitenteile. Damit fand der erste Tag unseres Projektes ein jähes Ende.
Bau-Tipp: Die Dicke aller Platten nach dem Zuschnitt prüfen.

Im nächsten Schritt wurden alle Teile zusammengefügt, angrenzende Platten markiert und alle Platten entsprechend ihrer späteren Position benannt und beschriftet. Somit ergab sich schon der erste Eindruck von der finalen Größe. Damit beim späteren Verleimen die Platten in einer Ebene liegen, haben wir uns entschieden, diese mit Flachdübeln zusammenzufügen. Wie zu erwarten ist, muss man hierbei mit der Flachdübelfräse bei einigen Platten an der schmalen Seite fräsen, was aufgrund der Führungsstücke an der Fräse, die dann an der flachen Seite anliegen, sehr gut klappt. Bei einigen Platten muss man allerdings an der flachen Seite fräsen, sodass das Führungsstück nur eine kleine Auflagefläche hat und man leicht zu hoch oder nicht rechtwinklig ansetzt. Wenn das passiert, weil man etwas unkonzentriert ist und wenig Erfahrung mit der Fräse hat, hat man danach ein Problem. Schließlich lassen sich die Teile nicht mehr zusammenfügen, sodass man nur noch die Wahl hat, einige Nuten, die nicht passen, nicht zu benutzen oder neue Platten zu besorgen. Wir haben uns für die erste Variante entschieden, was dazu geführt hat, dass auf der Höhe des Tiefmitteltöners, für dessen Öffnung man das Gehäuse bis fast auf den Rand ausfräsen muss, ein unschönes Loch entsteht. Dieses Loch ist eben eines der nicht genutzten Nuten und ist glücklicherweise nach der Montage des Chassis nicht mehr sichtbar.
Bau-Tipp: Die richtigen Führungsstücke beim Fräsen benutzen und konzentriert und präzise arbeiten.

Nun können die Platten verleimt werden. Wir haben uns entschieden, zunächst alle Seiten außer der Schallwand inkl. des Trennbretts im ersten Schritt zu verleimen. In einem weiteren Schritt wurde die Schallwand verleimt. Anschließend wurden die Leimreste vorsichtig mit einem Stecheisen entfernt.

Danach wurden die Übergänge mit Spachtelmasse überdeckt und alle Flächen geschliffen um die Übergänge auszugleichen. Leider ist es nicht gelungen, die Übergänge zu verbergen, da sie gerade in Verbindung mit dem Silberlack eindeutig sichtbar sind. In einem weiteren Schritt wurde die erste Schicht mit der Grundierdung aufgetragen und alle Flächen erneut abgeschliffen.

Um die Form interessanter zu gestalten und Macken am Lack der Ecken im Alltag vorzubeugen, haben wir uns entschieden, die Kanten abzurunden. Dazu haben wir eine Kantenfräse mit einem Radius von 5mm benutzt. Anschließend wurde zunächst die Öffnung für das Downfire-Bassreflexrohr gefräst. Danach wurden nacheinander die Öffnungen für den Hochtöner, den Tiefmitteltöner sowie für den nach hinten gerichteten Effekt-Hochtöner gefräst. Dabei mussten neben den verschiedenen Radien und Tiefen für die Rahmen und die Körper der Chassis auch die Aussparungen für die Terminals der Hochtöner beachtet werden. Außerdem musste der von der Mittellinie abweichende Mittelpunkt des nach hinten gerichteten Effekt-Hochtöners beachtet werden.

Um beim Fräsen keine vernichtenden Fehler zu begehen, haben wir die Einstellungen der Fräse vor jedem Arbeitsschritt an einem Probestück ausprobiert. Diese Vorgehensweise hat sich mehr als einmal ausgezahlt, da wir im Eifer des Gefechts es offensichtlich versäumt haben, einige Einstellungen anzupassen. Auf diese Weise konnten wir auch die Öffnungen in mehreren Schritten präzise an die Chassis anpassen. Darüber hinaus haben wir den Silberlack zunächst an einem Probestück, das wir ebenso wie die Gehäuse grundiert und mit aufsteigender Körnung mehrmals geschliffen haben, getestet, um das Erscheinungsbild abzuschätzen. Schließlich haben wir auch den, nach unserem Geschmack, idealen Rundungsradius für die Kanten an einem Probestück ermittelt.
Bau-Tipp: Größere Arbeitsschritte immer an einem möglichst realistischen Probestück ausprobieren.

Die Gehäuse wurden nach dem Abrunden der Kanten noch zwei Mal also insgesamt drei Mal grundiert und mit aufsteigender Körnung (bis 320) an allen Flächen abgeschliffen. Ganz besonders an den Gehäusekanten und den Kanten der Öffnungen für die Chassis musste sorgsam gearbeitet werden. Für die Lackierung des Gehäuses haben wir uns nach dem Test an einem Probestück für einen Sprühlack in der Farbe silber-metallic entschieden. Da der Inhalt einer Flasche laut Aufschrift ausreichend für eine Fläche von 2 ¼ m² war und wir nicht wussten, ob uns die Farbe gefallen wird, haben wir zunächst nur 2 Flaschen gekauft. Um einen gleichmäßigen Sprühnebel zu erzeugen ist es allerdings notwendig, das Gehäuse von einer bestimmten Entfernung zu besprühen. Dabei geht eine große Menge des Flascheninhalts ungenutzt verloren. Auch kann man den Flascheninhalt nicht bis zum letzten Tropfen nutzen, da sich trotz heftiger Schüttelbewegung vor dem Sprühen Metallic-Flocken am Boden sammeln, die dann kurz vor dem Leeren der Sprühflasche ausgeworfen werden und das Lackierergebnis ruinieren. Als wir weitere Dosen Lack einkaufen wollten, stellte sich heraus, dass die Baumarktkette und sogar der zuliefernde Hersteller, die Farbe aus dem Sortiment genommen hatte. Da das Nachfolgeprodukt eine andere EAN hatte und wir nicht wussten, ob die Farbe verändert wurde, haben wir mit großer Mühe die letzten Flaschen aus einer entfernten Filiale der Baumarktkette erworben.
Bau-Tipp: Sprühlack großzügig einkaufen.

Nachdem die Lackierarbeiten abgeschlossen waren, wurden zunächst die Löcher für die Terminals gebohrt und mit den beiliegenden Muttern befestigt. Anschließend wurden die entsprechenden Kabel an der Weiche gekürzt, vorverzinnt, angelötet und mit Schrumpfschläuchen isoliert. Die Weiche wurde daraufhin mit Heißkleber an der Gehäuserückwand mittig zwischen den Terminals und dem Effekt-Hochtöner befestigt.

Nun da die benötigten Kabellängen von der Weiche zu den Chassis festgelegt waren, konnten die entsprechenden Kabel gekürzt, vorverzinnt, angelötet und mit Schrumpfschläuchen isoliert werden. Um das Gehäuse vor Lötzinnspritzern zu schützen, haben wir mit einer Abdeckung gearbeitet.
Die Positionen für die Befestigungsschrauben der Chassis wurden mit einem Zentrierkörner markiert und mit einem dünnen Bohrer (2mm) vorgebohrt. Für einen stimmigen Gesamteindruck mit der Metallic-Lackierung haben wir die Befestigungsschrauben der Chassis schwarz bemalt.

Vor dem Einsetzen und Verschrauben der Tiefmitteltöner haben wir wie in der Bauanleitung beschrieben ein sogenanntes Nest aus Dämmwolle drapiert und dabei das Signalkabel entsprechend eingefaltet. Danach wurde das Bassreflexrohr eingesetzt.

Da die Solisten ein Downfire-Bassreflex-System haben, kann man sie nicht einfach auf den Gehäuseboden stellen. Man benötigt Füße, die einen gewissen Abstand zwischen der Stellfläche und dem Gehäuseboden herstellen. Darüber hinaus ist es wünschenswert, dass der Klang nicht durch Vibrationen, die durch den Lautsprecher auf die Stellfläche übertragen werden, beeinträchtigt wird. Zu diesem Zweck haben wir uns für Spikes in der Farbe Chrom entschieden. Hierzu haben wir zunächst ein Loch für die gehäuseseitige Aufnahme gebohrt. Diese Aufnahme wird ins Gehäuse hineingeschlagen und die Spikes anschließend ins innenliegende Gewinde der Aufnahme geschraubt. Aus ästhetischen Gründen erschien uns als Position hierfür die symmetrische Fügestelle zwischen den Platten sinnvoll. Da wir das Loch für die Aufnahme exakt mit dem angegebenen Durchmesser gebohrt haben, wurde das Gehäuse beim Hineinschlagen der Aufnahme auseinandergerissen.
Da wir die Aufnahme auch nicht mehr hinausziehen konnten, mussten wir die Aufnahme vollständig im Gehäuse versenken und der Riss setzte sich fort. Für die übrigen Spikes haben wir deshalb die Löcher für die Aufnahme aufgeweitet, ohne dass die Verbindung zwischen Aufnahme und Gehäuse an Stabilität eingebüßt hat.
Bau-Tipp: Löcher für die Gehäuseaufnahme von Spikes aufweiten.

Höreindruck
Ich betreibe die Solisten derzeit mit einem kompakten Class-D Verstärker (Breeze Audio BL10B) im Wohnzimmer eingedreht zum Hörer in einem Abstand von ca. 3m.
Meine Begeisterung für die Solisten ist seit dem ersten Hörtermin ungebrochen. Meine Exemplare klingen genauso und man möchte am liebsten seine gesamte Musiksammlung nochmal auf ihnen abspielen, um Besonderheiten und Details zu entdecken.
Bei Pop-Titeln wie "Randy" von Justice, "Run" von Veorra oder "Until we go down" von Ruelle schätze ich den trockenen Bass und die effektlastigen Höhen. Hier sind die rückwärtsgewandten Hochtöner das Salz in der Suppe und erweitern den brillant Klang.
Bei Gitarren- und Vocallastigen Songs wie etwa "Long for you" von Mar, "Let it go" von James Bay und "State of Mind" von Raul Midon begeistern mich die präzise aufgelösten Mitten und Höhen sowie die hervorragende Dynamik.
Bei Soundtracks und orchestralen Stücken wie "007 And Counting" von John Barry (Diamonds Are Forever OST), "Why So Serious" von Hans Zimmer (The Dark Knight OST) und "Find me when you wake up" von Christophe Beck (Edge of Tomorrow OST) kommt alles zusammen und die Solisten können ihr gesamtes Leistungsspektrum entfalten. Alle zuvor genannten Eigenschaften und spätestens ein ins Mark erschütternder Sub-Bass zaubern dem Zuhörer ein Lächeln ins Gesicht.